Von Florian Juterschnig, Kommunikationsmanager bei CIDCOM.
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Fakt: Die Pandemie hatte massive Auswirkungen auf die Jugend 

Viele junge Menschen haben in den letzten Jahren wichtige Lebensabschnitte glatt übersprungen oder mussten diese zeitlich in die Zukunft verschieben. Die Ungewissheit der Pandemie hat zu einer enormen Belastung für die junge Generationen geführt. Besonders spannend ist die Verschiebung auf der Vertrauensskala, wie eine aktuelle österreichische Studie zeigt.

Parteien und Medien "wäh" – Polizei und Heer "jucheh" 

Die Jugend hat nach wie vor reichlich Vertrauen in Organisationen, allerdings hat sich hier das Ranking einschneidend verändert. Und durchaus hinterfragenswert. Denn plötzlich liegen an letzter Stelle politische Parteien, die früher immer eine Anlaufstelle für junge Menschen auf ihrem Weg ins Erwachsenwerden waren. An vorletzter Stelle kommen gleich "die Medien", wenig überraschend, da doch seit dem stärkeren Aufkommen digitaler sozialer Netzwerke klassische, kuratierte Berichterstattung als "Fake" und "gesteuert" dargestellt werden. Hier fehlt es eindeutig an politischer und inhaltlicher Bildung, um dieser bedenklichen Entwicklung gegenzusteuern.

Die überraschenden Spitzenreiter sind auf Platz Eins die Arbeiterkammer, ganz klar durch den Einsatz zur Lösung Covid-indizierter Themen im Berufsleben. An vierter Stelle steht das österreichische Bundesheer, sicherlich der Ukrainekrise, dem Anschlag am 2. November in Wien und der Fehleinschätzung der Funktionalität eines militärischen Apparates für einen Kleinstaat wie Österreich geschuldet. Doch an zweiter Stelle steht die Polizei – und das ist wohl die größte Überraschung bei 14-19 Jährigen, denn in der Regel nimmt man in diesem Alter vor Ordnungskräften eher Reißaus oder macht Witze darüber.

Ebenfalls zu den Top Ten gehören die Wirtschaftskammer und der Gewerkschaftsbund. Diese Institutionen haben sich – je nach Betrachtungsweise – als zuverlässig und verlässlich erwiesen und sind ihrem Klientel zur Seite gestanden. Sie haben beraten, Hilfen ausgezahlt und sich in politische Entscheidungsprozesse eingebracht - alles ohne selbst Teil der Parteienlandschaft zu sein.

Auch Fridays For Future hat den anfangs hohen Status bei jugendlichen Österreicher:innen abgegeben und dümpelt im Mittelfeld der Liste umher. Die Vermutung liegt nahe, dass durch das mittlerweile inflationäre Tempo, in welchem sich Initiativen und Bewegungen dieses Zuschnitts weltweit entwickeln und verbreiten können, auch eine rasche "Verbrennung" der Idee die Folge sein kann. Denn in einer Generation, die sich in Österreich im Tagesdurchschnitt bis zu sechs Stunden auf TikTok aufhält, ist laufende Reizauslösung stark gefragt.

Aus "alt" mach "hip" – die neuen Chancen für Marken

Die Auswirkungen auf Werte wie Markenentdeckung, Markenfolgschaft und Markentreue sind längst zu spüren und erfordern neue Ideen – aber auch durchaus konservative Angebote, denn eines ist den jungen Menschen in ihrer Haltung heute laut Studien gemeinsam: Was früher gut war, ist heute schneller wieder hip, als etwas gänzlich neues. Wir nennen es salopp den "Stranger Things"-Effekt.